Ann Kathrin Ast: Beat

Ann Kathrin Ast credit Wolfgang Schmidt

In ihrem Debütroman „Beat“ erzählt Ann Kathrin Ast die Geschichte eines Musikers auf der Suche nach der eigenen Identität

Die Handlung von Beat (dessen Name nicht Englisch ausgesprochen wird, sondern ein Schweizer Name ist und daher die einzelnen Vokale betont) ist schnell erzählt: Ein junger, begabter Musikschüler ist im letzten Semester seines Studiums und sollte für das Abschluss-Vorspielen üben. Zu seinem Vater, einem reichen Mann, der früh die Familie verlassen hat, hat er keinen Kontakt, fährt aber dessen Oldtimer. Näher ist er zu seiner Mutter, die ihn großzog und mit der er häufiger telefoniert. Während er an der Uni in Mannheim ist, hat sie schließlich einen Unfall und in Beats Leben verschiebt sich alles. Doch zuvor schon hatte er das Gefühl für die Musik, den Rhythmus, die Zeit verloren.

Die Liebe für die eigene Leidenschaft

Ann Kathrin Ast Beat Cover Verlag Freies Geistesleben

Damit beginnt die eigentliche Geschichte, die Ann Kathrin Ast erzählen will: Beat hinterfragt seine Musikalität und alles, wofür er seit Jahren gearbeitet hat. Er erkennt, welche Möglichkeiten ihm nach dem Studium in professionellen Orchestern bleiben und ist gelähmt. Dabei erörtert Ast nicht nur das Musiker*innenleben in festangestellten Orchesterverhältnissen, sondern auch die viel weiter verbreitete und deutlich härtere Realität der freien Musiker*innen. Wie kann die Liebe und Faszination für die eigene Leidenschaft gelebt werden, wenn in engen Vorgaben altbekannte Klassiker interpretiert werden, oder wenn man für das, was man liebt plötzlich Geld bekommt. Ann Kathrin Ast umkreist damit die Gedanken, die ganz sicher allen Künstler*innen nicht nur einmal in ihrer Laufbahn begegnen.

Ann Kathrin Ast und ein Bibelzitat

Die Autorin zeigt, was Musik ist und wie wir sie erleben. Hier entwickelt sie, selbst ausgebildet am Cello, eine solche Kraft, dass die Leser*in förmlich in die Welt der Klänge aufgesogen wird. Mit Farben, Gerüchen und Bewegungen wird Musik beschrieben und wie sie dem jungen, zierlichen Protagonisten, der so gar nicht der typische Schlagzeugspieler ist, entgleitet und dann doch nicht verschwindet. Ast eröffnet eine große Welt des sich erweiternden musikalischen Universums, das nicht nur für Musiker*innen nachvollziehbar wird. Genau das ist ihre Kunst.

Gleichzeitig ist es schwierig der Handlung im letzten Drittel des Buches stetig zu folgen. Beats Lustlosigkeit zu spielen, seine Verwirrung und Suche nach etwas, woran er sich halten kann, setzt sich in die Erzählung und macht sie bisweilen bleiern und schwer. Wenn die Leser*in aber durchhält, bindet das Ende genau diesen Teil zusammen und sorgt für einen unerwarteten, aber kohärenten Twist. Und der Schlüssel dafür liegt gleich zu Beginn des Romans in einem Bibelzitat: “Ihr werdet die Wirklichkeit erkennen, und was wirklich ist, wird euch frei machen.”

Ann Kathrin Ast: „Beat oder In diesem trockenen, süßlich riechenden Nebel“, Oktaven, Verlag Freies Geistesleben, Hardcover 231 Seiten, 978-3-7725-3040-1, 24 Euro. (Beitragsbild von Wolfgang Schmidt)

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